Urlaub in Süditalien – Orecchiette, kleine Rouladen und ein Teller voller Sonne
Urlaub in Süditalien – Orecchiette, kleine Rouladen und ein Teller voller Sonne
Süditalien (Matera) hat seinen ganz eigenen Rhythmus. Langsamer, wärmer, ehrlicher. Hier geht es nicht darum, jeden Tag ein neues Highlight zu jagen. Es reicht, sich mittags an einen schattigen Tisch zu setzen, der nach Olivenholz duftet, und einfach zu essen.
Ein typisches Gericht: hausgemachte Orecchiette in Tomatensoße – dazu kleine Rouladen, die mit einem Zahnstocher zusammengehalten werden. In Apulien und/oder Basilikata nennt man sie braciole. Keine Senfspur, keine Gewürzgurke, kein Schnickschnack. Nur dünn geklopftes Fleisch, gefüllt mit etwas Pecorino, Knoblauch, Petersilie – und vielleicht, wenn jemand’s großzügig meint, ein Stückchen Speck. Dann eingerollt, zugesteckt, und stundenlang in Tomatensoße geschmort. Einfach nur extrem lecker.
Das Ergebnis? Zart. Aromatisch. Unaufgeregt. Die Soße ist sattrot, leicht süß, und klebt an jeder Orecchietta. Wer einmal mit einer italienischen Nonna gekocht hat, weiß: Hier wird nichts abgemessen. Eine Handvoll hiervon, ein Spritzer davon. Viel hängt vom Gefühl ab. Und vom Duft, der durchs Haus zieht.
Der Geschmack Süditaliens
In Matera kocht man nicht „nach Rezept“, sondern nach Erinnerung. Jede Familie hat ihre eigene Version der braciole. Mal mit Rosinen, mal mit Pinienkernen, mal schlicht. Doch immer ehrlich. Die Tomatensoße ist das Rückgrat – stundenlang eingekocht, bis sie fast samtig wird.
Und die Orecchiette – diese kleinen, muschelartigen Nudeln – sind meist handgemacht. In Bari kann man sie morgens auf den Tischen der Altstadtfrauen sehen. Sie rollen den Teig mit Daumen und Messer, fast im Takt der Gespräche. Kein Wunder, dass die Nudeln leicht unregelmäßig sind. Und genau das macht sie gut.
Ein Mittag wie aus der Zeit gefallen
Ein Teller, ein Glas Rotwein, vielleicht Primitivo oder Negroamaro. Das Meer irgendwo in der Ferne, die Zikaden laut, die Sonne gnadenlos. Der Moment ist perfekt, gerade weil nichts perfekt ist.
Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal so eine Roulade probiert habe. Ich war in Matera unterwegs und fand diese kleine Bar. Ich hatte erwartet, etwas Kräftiges zu schmecken – Senf, Gurke, typisch deutsch eben. Stattdessen: milde Tomate, geschmortes Fleisch, fast süßlich, ganz weich. Kein Vergleich. Nur das, was hier zählt – gute Zutaten, Geduld, Respekt fürs Einfache.
Kleine Beobachtung am Rande
In Süditalien ist Essen kein Event. Es ist Alltag. Und dieser Alltag schmeckt besser als so manches Menü in einem schicken Restaurant.
Vielleicht liegt’s an der Sonne. Oder daran, dass man hier nicht über „Authentizität“ redet – man lebt sie einfach.
FAQ – Urlaub & Kulinarik in Süditalien
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Orecchiette mit kleinen Braciole, die der Tomatensauce richtig Geschmack geben. |
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